Bioexk1Was erwartet man eigentlich, wenn man hört, dass man auf eine schulpflichtige Exkursion an eine Hochschule geht? Vermutlich viel zu frühes Aufstehen, ellenlange Vorlesungen mit brummigen Professoren, Köpfe und Oberkörper, die zuhauf auf den Tischen fläzen um sich die Zeit zumindest etwas angenehm zu gestalten und wenn‘s schlecht kommt auch noch schlechtes Kantinenessen. Kurz um: Langeweile und verschwendete Zeit.

Der einzige Vorteil: man muss nicht in die alltäglich Schule und dort seine Zeit absitzen, wo man womöglich noch von einem unangekündigten Test überrascht wird.

Nun, dieses weit weitverbreitete Vorurteil stellt die Hochschule für angewandte Wissenschaft in Mittweida gehörig auf den Kopf. Zumindest wenn man sich wenigstens etwas für die Biologie und seine gentechnischen Vorgänge interessiert und nicht allzu sehr gegen frühes Aufstehen ist.

Dennoch war zu erfahren, dass man so ist wie der Großteil der Besucher, noch nie so spannend wie in diesen wenigen Stunden, in denen uns Professor Röbbe Wünschiers und seine Doktoranden angewiesen und geholfen haben, wie man am besten mit seiner eigenen DNA umgeht und diese auch sequenziert. Unvorbereitet und planlos wurde hier natürlich niemand ins Feld geschickt, vorher gab es noch eine kurze Einführung, die alle wesentlichen Informationen enthielt, die wir für unser Experiment brauchten. Dass wir dabei kurzzeitig aussahen wie Eichhörnchen, die ihre Nüssen in den Wangen versteckten, konnte man da schon mal in Kauf nehmen.

Die lang erlernte Definition einer Zelle konnte man hier zwar nicht anwenden, dafür hatte man aber einen einmalige Einblick in Prozesse, die wir sonst nur in der Theorie büffeln und bestenfalls einmal in einem etwas älter anmutenden Video zu sehen bekommen. Mit teuren Pipetten, dünnen Aufsätzen, leicht zittrigen Händen und so kleinen Reagenzen, dass man Angst hatte, man würde sie entweder zerdrücken oder gar verlieren, gelang es uns schließlich die Vorgänge der Polymerasekettenreaktion (PCR) und der Gelelektrophorese nachzustellen, um herauszufinden, ob wir eine bestimmte DNA-Sequenz besitzen, die bisher keine erforschte Information enthält. Schwer vorstellbar, aber dieser kleine Umstand ermöglichte uns die Durchführung erst, denn für ein Medizinstudium hatten wir zu diesem Zeitpunkt nun wirklich keine Zeit, damit wir danach unsere DNA analysieren und uns selbst diagnostizieren konnten. Denn rechtlich dürfen nur Ärzte solche Diagnosen verkünden und die haben nun wirklich wichtigeres zu tun, als eine Bande Teenager bei ihrer Exkursion zu begleiten.

Pünktlich zur Mittagsstunde wurden wir dann in die hauseigene Kantine geführt, die ein stetig wechselndes Angebot hatte, das wahrscheinlich für jeden etwas bereithielt: von Vegetarisch über Pasta und Fisch bis hin zu Burger und Pizza. Da trödelte Mittweida nun wirklich nicht der Zeit hinterher.

Mit vollen Mägen ging es zurück ins Labor um das Ergebnis zu erfahren und herauszufinden, dass Gel, das glibberig aussieht, nicht unbedingt glibberig sein muss, sonder auch überraschend fest sein kann.

Auf nicht ganz so subtile Weise versucht die Hochschule Mittweida uns außerdem noch als zukünftige Studenten zu gewinnen. Unauffälligkeit hin oder her, informativ war es trotzdem.

Wenn man diesen Tag einmal zusammenfasst und die statisch zwar vorhandenen, aber hier eher wenig wahrscheinlichen Abstriche abzieht, kann man sagen, dass sich der Ausflug wahrlich gelohnt hat. Nicht nur, weil er uns einen Tag lang aus der Schule gebracht hat, sondern auch, weil man eien solchen Einblick nicht alle Tage bekommt und man diese Möglichkeit nicht verstreichen lassen sollte, indem man miesepetrig in einer Ecke vor sich hin brütet, nur weil das heimische Sofa bequemer wäre, als ein Labor in überraschend stylischen Containern.

Schlussendlich endete die Fahrt dort, wo sie begonnen hatte: wartend auf den Bus mit den WBL-Leuten, in deren Bus sich auch der Bio-Leistungskurs geschlichen hatte.

Und uns, ein bisschen schlauer.



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