Nachdem alle 9. Klassen im Gesprächskonzert vom 11.1.2024 schon Inhalt, Musik und Inszenierungsanlage des „ Freischütz" von Carl-Maria von Weber sowie mit Elisabeth Birgmeier und Andre Gass zwei Protagonisten der Operninszenierung des Theaters Plauen-Zwickau als Mensch und Musiker live kennengelernt hatten, ging es nun am Abend des 24.1. ins Zwickauer Theater um dort die ausverkaufte Vorstellung des Freischützes zu erleben.
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen: zum einen fiel die Darstellerin des Ännchens, Elisabeth Birgmeier, krankheitsbedingt aus und wurde von Ihrer Kollegin Marie Hänsel, derzeit am Chemnitzer Opernhaus engagiert, souverän vertreten, zum anderen spielte der ebenfalls erkrankte und stimmlose Darsteller des Kaspar, Sänger Arvid Fjagerfäll, mit Hingabe seine Rolle, während als kurzfristiger Einspringer der stimmgewaltige Bassbariton Byeong-Min Gil stehend auf der Bühne dazu parallel sang. Als Theater auf dem Theater, versetzt auf die Zeit nach dem 1. Weltkrieg in Doppelrollen mit biografisch echt existierenden Charaktären wurden alle Zuschauer in die Thematik „Wie kann echter Frieden stattfinden - zwischen Menschen, in der Welt, in mir selbst?“ mitgenommen - fernab von angestaubter Regie waren ausdrucksstark, teils witzig, intensiv dramatisch auch das Solistenensemble und der Opernchor, die Rollstuhltanzgruppe „Modus Vivendi“ und die Robert-Schumann-Philharmoniker zu erleben. Auch die Einladung zum aktiven Mitsingend es Jägerchores wird eine eindrückliche Erinnerung an diesen, für viele ersten, Theaterbesuch im Gedächtnis bleiben.
Knapp eine Woche später , am 1.2.2024, ging es thematisch ähnlich zum Sinfoniekonzert „ Die Wolfsschlucht“ ins Konzert und Ballhaus "Neue Welt“ Zwickau.
Dort erwartete uns ein semi-szenisches Crossover-Projekt bei dem GMD Leo Siberski und der Komponist Peer Baierlein gemeinsam mit dem Publikum einen neuen Blickwinkel auf die romantische Oper wagten – zum einen mit gekürzter Originalmusik, dafür mit modernen, progressiven Pop-Songs und elektronischen Klanginstallationen ergänzt, zum anderen gilt nicht Max das Hauptaugenmerk, sondern Kaspar: Dieser ist nicht zwielichtig und rachsüchtig, sondern vielmehr ein enttäuschter Verlierer.
Neben einer groovigen Band, Clubbeats, der künstlerischen Belegschaft des Theaters inklusive einer Wiederbegegnung mit dem Tenor André Gass, war die eigentliche, große Überraschung des Abend ( und das ganz sicher nicht nur für Schüler) : unsere Stimmbildnerin und Musiklehrerin Frau Urban-Doetz, welche als Solistin kurzfristig den anspruchsvollen Part des Samiel in Sprechtexten, Darstellung und Gesangspart bravourös und souverän übernommen hatte.
Der langanhaltende, euphorische Schlussapplaus in der fast ausverkauften „Neuen Welt“ ließ daran auf jeden Fall keinerlei Zweifel und somit bleibt das Fazit: Musiktheater fetzt auch noch im 21. Jahrhundert!
Text und Fotos. S. Voigtländer